Berichte von der Baustelle
Wer unseren Newsletter aufmerksam verfolgt hat, erinnert sich daran, dass wir vor einigen Wochen unsere erste Baustelle angekündigt haben. Einige der interessantesten und auch geschäftigsten Wochen dieser Genossenschaft später, kommen wir jetzt dazu, allen davon zu berichten.
Aber bevor wir damit anfangen, noch ein paar Termine und die ein oder andere andere Neuigkeit.
Neue Mitglieder
Nachdem wir in der ersten Hälfte des Jahres nur vier Neumitglieder begrüßen durften, sind es in der zweite Hälfte schon jetzt 23, so dass das nächste Mitglied die Nummer 462 bekommen wird!
Falls Sie also noch Menschen kennen, denen die Zukunft am Herzen liegt, sprechen Sie sie doch an! Wir freuen uns über jedes neue Mitglied. Und damit man Interessierten auch erzählen kann, was wir eigentlich tun, folgt jetzt der Bericht über unser Projekt. Weiter unten findet ihr auch noch das entsprechende Presseecho.
Das Baustellentagebuch
Nachdem wir einige Wochen mit Hochdruck auf diesen Moment hingeplant hatten, war es dann doch recht aufregend, wer eigentlich alles zu unserer ersten Baustelle erscheinen würde. Immerhin war der 2. Oktober ein Mittwoch und das Wetter war zwar trocken, aber auch nicht als Spätsommertag angekündigt. Natürlich waren wir recht optimistisch, weil sich sechs Mitglieder im Vorhinein angemeldet hatten. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass bei vielen Veranstaltungen ungefähr die Hälfte der angemeldeten Menschen auch erscheint. Insofern ging der letzte Kaffee auf dem Weg zur Baustelle schon mit etwas Nervosität einher.
Es zeigte sich aber schnell, dass die Sorge völlig unbegründet war. Nicht nur erschienen alle, die sich angemeldet hatten, sondern es kamen auch noch unangemeldete Genossen vorbei um zu helfen.
Mit neun Leuten ging es also daran das Material und die Baustelle zu sichten und das Dach abzusichern. Und wie man sieht, hatten wir schon einen recht beeindruckenden Stapel:

Nachdem die Baustelle mit Absperrungen zwei Meter von der Dachkante gesichert war, wurde schon das erste Montagematerial über unseren Treppenturm hochgetragen um für den folgenden Tag zu üben. Nach etwas gemeinschaftlichem Rätseln war allen klar, dass die Einzelteile spielend zusammengeklickt werden können.

Am zweiten Tag zeigte sich dann, dass das Interesse der Mitglieder am Bau kein Einzelfall war: Wie tatsächlich jeden der inzwischen neun Baustellentage gab es reges Interesse und sehr viele, sehr motivierte Hände! Dieses Engagement hat gleichzeitig die Grundlage dafür gelegt, dass die Arbeit auf der Baustelle ziemlich stressfrei blieb und sehr viel Spaß gemacht hat. Ein Highlight war es auch, dass es uns gelungen ist, getreu unseres Namens drei Generationen einzubinden und so auch ein paar Eltern die Gelegenheit zum Helfen zu geben. Etwas was wir bei geeigneter Sicherheitssituation in Zukunft sicherlich noch ausbauen werden.

Spannend wurde es, als der Kran auf sich warten ließ. Wir wussten an dem Tag noch nicht, dass Kräne es noch viel spannender machen können...
Die steigende Nervosität der Organisatoren wurde aber durch den Eifer der Genossen schnell besänftigt, denn noch bevor der Kran dann erschien, hatten sie bereits einen guten Teil des Materials einfach selbst hochgetragen. So geriet die Arbeit nicht ins Stocken, bis der Kran die Montagesysteme, Balastierung und sogar noch ein paar Module hochgezogen hatte. Schon zu Mittag waren die Haltesysteme auf vier der fünf Felder komplett montiert. Und bis zum Ende wurden die Felder sogar schon entsprechend der statischen Berechnung mit Balaststeinen beschwert, damit diese bei Wind nicht durch den entstehenden Auftrieb beginnen auf dem leicht schrägen Dach zu wandern. Auch die ersten Kilometer Kabel waren mit so vielen Händen schnell verlegt.

Der dritte Tag begann sonnig, aber frostig kalt. Der Morgenkaffee stand auf einem vereisten Tisch. Auf dem Dach in der prallen Oktobersonne wurde einem aber sogar beim Warten auf den Kabelläufer schnell warm. Immer eine Person zog das Kabel von der Rolle über das Dach, während die anderen es um die Ecken umlenkten. Eine Technik die in den folgenden Tagen noch perfektioniert wurde. Schnell hatten die Anwesenden auch den Kniff raus, wie die Kabel zu konfektionieren wären: Kabel abisolieren, crimpen und Stecker aufsetzen. Im Bastelkreis herrschte gute Stimmung und es fehlte nur der Kaffee und Kuchen.

Am folgenden Samstag sollte der Kran die restlichen Module aufs Dach hieven. Um uns darauf vorzubereiten hatten wir schon einige Module auf dem Dach und konnten so üben, wie wir die am besten anschließen. Tatsächlich hängt das immer ein bisschen von der Einbausituation und den konkreten Modulen ab. Denn die unterscheiden sich in der Kabellänge und den Montagelöchern im Rahmen. Nach ein bisschen Tüftelei und Übung hatten wir dann noch 5200 Meter Kabel verlegt und die ersten 6,3 kWp montiert. Schon fast 3%...

Die letzten Kabel wurden dann von einigen Helfern unter der Woche verlegt. Auch die Montage der Module wurde nochmal eingeübt, damit das dann am Samstag, wenn der Kran die Module aufs Dach bringt, schnell geht. Doch daraus wurde leider nichts...

Der Kranfahrer hatte wohl keinen guten Tag und die Palette, statt sie aufs Dach zu heben, kopfüber aus ein paar Metern Höhe zielgenau auf dem Bordstein eingeparkt. Eigentlich sollte man ja erwarten, dass Profis wissen, was sie tun...

Bei dem Aufschlag war dann eigentlich nur eines verwunderlich: Das sie überhaupt noch so gut aussieht. Aber die Module konnten natürlich nicht mehr verbaut werden. Glücklicherweise kommt die Kranfirma für den Schaden auf, aber die Ersatzmodule müssen natürlich erst wieder bestellt und geliefert werden...
Aber davon konnten die weiteren Arbeiten dann nicht behindert werden. Und während der Kran auf der einen Seite die verbliebenen Module, nun ordentlich gesichert, aufs Dach hob, zeigte das eingespielte Team, wie man die Module verkabelt.

Während vier Leute die jeweils sechs Module einer Reihe halten, verkabeln zwei andere die Module untereinander und befestigen die Kabel mit UV beständigen Kabelbindern am Modulrahmen, so dass die Kabel nicht auf dem Dach aufliegen und vor Wasser geschützt sind.
Am Ende des Tages waren einige Module verkabelt und alle bereits in den Montagesystemen untergebracht und gesichert. In den folgenden Tagen ging es dann in mehreren Teams an das Verkabeln der Module und das montieren der Kabelführungen.

Inzwischen sind alle Modulfelder verkabelt und Montiert, alle Kabelführungen angebracht. Es fehlt jetzt nur noch die vertikale Kabelführung und die Montage der Wechselrichter. Und natürlich warten wir darauf, dass der Bagger anrückt und den Netzanschluss legt.
Alles in allem sind die Arbeiten für unsere erste Baustelle ziemlich rund gelaufen. Natürlich ist es für alle Beteiligten ein Lernprozess, auch unser Profi hat noch nie mit so vielen Ehrenamtlichen gearbeitet. Besonders erfreulich war auch die Entwicklung der Beteiligten, die im Laufe der Arbeiten immer mehr ihre Höhenangst unter Kontrolle brachten oder gelernt haben, dass man auch mit zwei linken Händen eine Photovoltaikanlage bauen kann. Und natürlich haben wir als Genossenschaft ziemlich viel gelernt: Wie man Baustellen organisiert, welche Arbeiten anfallen, wie man die Logistik aufbauen kann. Auch da gibt's natürlich noch Verbesserungspotential. Um das zu realisieren werden wir demnächst Feedback und Vorschläge aller Beteiligten einholen. Denn wir haben ja noch einiges vor!
Wer neugierig geworden ist, kann die weitere Entwicklung unserer Baustelle in unserem Live Feed folgen. Wir haben dazu eine WhatsApp Gruppe eingerichtet, der ihr über diesen Link beitreten könnt. Und wer selbst mithelfen will, kann sich gerne in diesem Formular anmelden. Wir informieren alle registrierten Bauhelfer per Mail über die geplanten Arbeiten. Bedenkt bitte, dass aus versicherungsrechtlichen Gründen nur Genossen mitarbeiten dürfen.
Unsere Genossenschaft in der Presse
Wir durften auf der Baustelle auch die Presse begrüßen und dabei ist nicht nur ein schöner Artikel in den Ruhrnachrichten rausgekommen, sondern auch ein Podcast und sogar ein Video. Wer also die ganzen Sache nochmal durch dritte Augen sehen will, findet hier was er sucht:
Audioreportage: Pottcas
Video: Ruhrnachrichten
Zeitungsartikel
Hilfe gesucht
Natürlich können wir immer ganz allgemein Hilfe gebrauchen. Details findet ihr hier.
Konkret suchen wir gerade aber vor allem
- Einen guten Schlosser, der für uns eine Halterung für Wechselrichter bauen kann, da die Einbausituation bei der WeWole speziell ist.
- Eine Möglichkeit Ersatzbauteile für Anlagen langfristig zu lagern. Es bleibt immer ein bisschen Material übrig, dass man entweder bis zur nächsten Baustelle oder als Ersatzteil dauerhaft einlagern sollte. Ein paar Reserven machen die Logistik deutlich leichter. Es bräuchte also ein paar Quadratmeter günstiger Lagerfläche.
Für Hinweise oder Empfehlungen an kontakt@gemeinschaftsenergie.org sind wir da sehr dankbar.
Stammtisch
Inzwischen gibt es einen neuen Termin für den Stammtisch und zwar am 28. November. Da werden wir dann auch nochmal ausführlich und persönlich über die Baustelle berichten. Besonders Bauhelfer sind natürlich herzlich eingeladen! Wie immer kriegt man im Brauhaus Rütershoff nicht nur leckeres Essen, sondern auch ein gutes Bier, das beim Betrachten getaner Arbeit dann besonders gut mundet.
Dort kann auch ausführlich über Verbesserungsvorschläge geredet werden und Erfahrungen getauscht werden.
Und wie immer ist das Treffen natürlich offen für alle die uns kennenlernen wollen. Wir freuen uns auf euch!
Viele liebe Grüße,
Sebastian Land
Vorstand - Bereich Mitgliederbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit