Neujahrsgrüße

Wir wünschen allen Mitgliedern und Interessierten ein gutes und gesundes neues Jahr 2024 und hoffen, dass ihr alle ein paar schöne Feiertage und einen guten Rutsch hattet.
Und auch wenn man in den letzten Wochen beim Blick aus dem Fenster eher sorgenvoll an den eigenen Keller als an Photovoltaik erinnert wird, wollen wir euch natürlich erzählen, was in den letzten Monaten bei uns in der Genossenschaft passiert ist und wohin die Reise im nächsten Jahr gehen wird.
Und wer ganz aufmerksam liest, wird vielleicht auch erfahren, warum ihr so lange auf diesen Newsletter warten musstet. Ein großes Danke hier an dieser Stelle auch für die vielen anteilnehmenden Nachfragen, die uns immer wieder ein Gefühl der Wertschätzung für unseren Einsatz geben.

Das war das Jahr 2023

Vielleicht geht es dem ein oder anderen auch so, wenn er auf sein persönliches Jahr 2023 zurückblickt: Irgendwie fühlt sich alles an, als wäre es unglaublich lange her und andererseits ist es doch auch erst ein Jahr! Vielleicht liegt es daran, dass es ganz allgemein ein Jahr der Unsicherheiten und der Veränderungen war, voller erster, vorsichtiger Schritte in einer neuen Welt.

Das gilt auch für unsere Genossenschaft, denn wer sich noch erinnert: Erst im Februar war die offizielle Gründung vollzogen und es konnten endlich neue Mitglieder und die Geschäftstätigkeit aufgenommen werden. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Bereits im Mai waren insgesamt 385 Mitglieder beigetreten, Ende des Jahres hatten wir unser selbst gestecktes Jahresziel von 350 Mitgliedern dann ganz deutlich übererfüllt. Aber alles hat auch eine Kehrseite. Der Andrang hat dazu geführt, dass die jungen Strukturen und das neue Team teilweise an der Belastungsgrenze gearbeitet hat. Denn alle Prozesse mussten ja erst aufgebaut und dazu die Erfahrung gesammelt werden, wie das überhaupt geht. Trotz aller Vorbereitung einschließlich spezieller Kurse zur Genossenschaftsgründung: Letztlich musste dann doch häufiger das Gesetz gelesen und vor allem interpretiert werden.
Getragen wurde das alles durch ehrenamtliches Engagement. Und das nicht nur im Vorstand oder Aufsichtsrat: Der Wunsch zu helfen war von vornherein in der ganzen Basis stark. Schon im Oktober 2022 fanden sich kurz nach der Gründung über 30 Menschen zusammen, um sich in Arbeitsgruppen zu verteilen. Im Juli letzten Jahres kamen 40 Menschen zusammen, um sich eine Sicherheitseinweisung geben zu lassen, damit sie auf der ersten Baustelle helfen können.

In der Rückschau muss man leider sagen, dass wir da jeweils zu optimistisch waren. So viel Kraft und Energie überhaupt einzusetzen und in Bahnen zu lenken, das ist eine enorme Herausforderung. Wenn man dabei auch noch feststellen muss, dass man selbst noch gar nicht sicher weiß, wie eigentlich der Hase läuft, ist es fast unmöglich, die Leute sinnvoll einzubinden. Und auch unser erstes Selbstbauprojekt ist dann noch kurz vor der Vertragsunterzeichnung gescheitert.
So saß uns natürlich immer die Sorge im Nacken: Wenn die Menschen jetzt nicht ran dürfen, wenn sie Bock drauf haben, hoffentlich kommen sie dann noch, wenn die Hilfe wirklich gebraucht wird.

Insgesamt sind wir da aber optimistisch, denn neben den Lernprozessen ist ja auch einiges tatsächlich richtig gut gelaufen! So wurden zwei öffentliche und sehr gut angenommene Workshops zum Thema Steckersolaranlagen organisiert. Aus dem großen Interesse entstand dann die Idee von Sammelbestellungen, wovon wir auch innerhalb weniger Monate direkt zwei abwickeln konnten. Damit konnten unsere Mitglieder zeitweise einige hundert Euro gegenüber den normalen Händlerangeboten sparen und so haben wir dabei geholfen, 24 kWp Leistung an die Balkone zu bringen. Ein großer Dank an die Mitglieder, die sich engagiert haben, um den Kurs zu organisieren und die Logistik abzuwickeln. Damit haben wir immerhin ein Viertel aller Balkonkraftwerke in Castrop-Rauxel ausgeliefert.

  Eins der besonders schön idylisch montierten Balkonkraftwerke, die unsere Mitglieder bei uns erworben und montiert haben.
Eins der besonders schön idyllisch montierten Balkonkraftwerke, die unsere Mitglieder bei uns erworben und montiert haben.

Mit Spannung schauen wir darauf, welche Bedingungen sich im neuen Jahr noch ändern werden. Man sagt ja heute gerne, dass man in einem dynamischen Umfeld unterwegs ist. Klingt dann gut, bedeutet aber trotzdem, dass einem ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Erinnert sei da nur an die drastische Zinssteigerung, die sämtliche Kostenkalkulationen in kürzester Zeit über den Haufen geworfen haben. Um die Fremdfinanzierungskosten zu drücken, werden wir wohl, wie auf der zweiten Generalversammlung besprochen, für die Projekte vermehrt Genossenschaftsanteile einwerben. Auch haben sich innerhalb von einem Jahr wesentliche Teile der Regulationen für Photovoltaikanlagen geändert. Zwar machen die Änderungen unsere Arbeit meistens einfacher, aber man muss beständig am Ball bleiben. Und dann gab‘s da noch die ein oder andere Förder-Fata-Morgana, die ausreichend verwirrt haben, um Projekte erstmal zum Stillstand zu bringen.

In Summe hat das dann leider auch zu mehr Frust als Lust in der Genossenschaft geführt. Der Wunsch, einfach mal was zu machen und hinterher den Blick über in der Sonne schimmernde Photovoltaikmodule schweifen zu lassen, der hat sich leider im letzten Jahr nicht mehr erfüllt.

Dabei ist unsere Arbeit in Castrop-Rauxel von essenzieller Bedeutung für die lokale Energiewende. Denn zwar wurde 2023 ein absoluter Rekord an installierter Photovoltaikleistung aufgestellt: 6094 kWp Leistung von 778 Anlagen wurden auf Castrop-Rauxeler Dächern und Balkonen installiert. Das ist fast so viel wie in den ganzen vier Jahren zuvor. Aber um das 80-Prozent-Ziel 2030 zu erreichen, müsste jährlich noch 3,5-mal so viel ausgebaut werden. Und wenn man sich ansieht, wer die Hauptlast bisher trägt, dann sind das fast nur Bürger und Bürgerinnen: Über 80 Prozent der installierten Leistung wird von Privatpersonen betrieben. Nicht mal ein Fünftel von Unternehmen und Organisationen. Dabei ist das Potential dort wesentlich größer: Die größte Anlage auf einem Firmendach trägt alleine mal eben 11 Prozent zum Gesamtausbau bei. Und von solchen Dächern gibt es noch reichlich. Dieses Potential zu heben und die Firmen und Immobilienbesitzer zu überzeugen, ihre Dächer zu nutzen oder nutzen zu lassen, wird über Erfolg und Misserfolg der lokalen Energiewende entscheiden. 

Wie geht‘s 2024 weiter?

Unser wichtigstes Ziel ist natürlich, die ersten Anlagen zu bauen. Wir starten hier optimistisch ins neue Jahr und hoffen, die ersten Leuchtturmprojekte im ersten Quartal zur Unterschrift zu bringen. Wenn es im Frühling wärmer wird, können wir dann auch endlich selbst Hand anlegen!

Parallel werden wir unsere internen Abläufe mit dem im letzten Jahr erworbenen Wissen festklopfen und dokumentieren, um die Projektanbahnung zu professionalisieren und mittelfristig mehr engagierte Ehrenämtler einbinden zu können. Denn wir hoffen natürlich, auf größeres Interesse zu stoßen, wenn die ersten Projekte erstmal erfolgreich abgeschlossen sind. Damit unsere Zielgruppe davon erfährt, werden wir die Projekte mit einer entsprechenden Marketingkampange und Öffentlichkeitsarbeit begleiten. Jenseits der Projektakquise ist unser Ziel, dieses Jahr zahlreiche Neumitglieder zu gewinnen. Dies wird notwendig, um die Finanzierung weiterer Projekte über Genossenschaftsanteile sicherzustellen und auf möglichst vielen Schultern zu verteilen.

Dazu werden wir wieder verschiedene Aktionen durchführen, zum Beispiel auch die erfolgreichen Balkonsolarworkshops wiederholen. Damit unsere Genossen wissen, was passiert, werden wir natürlich weiterhin über Newsletter und verstärkt auch über die Webseite berichten. Weil wir die Gemeinschaft nicht umsonst im Namen tragen, wollen wir zukünftig aber auch verstärkt persönliche Kontakte zu den Aktiven in unserer Genossenschaft ermöglichen. So findet das erste unserer zukünftig quartalsweise stattfindenden Kennenlerntreffen am 6. März um 19:00 Uhr statt. Und weil zur lokalen Energiewende dem ein oder der anderen ein lokales Bier durchaus munden könnte, treffen wir uns im Rittersaal im Brauhaus Rütershoff. Geplant ist das Treffen als lockere Runde, bei der Fragen beantwortet werden können, man sich kennenzulernen und Ideen austauschen kann.

Warum hört ihr erst jetzt von uns?

Einige von Euch hatten schon besorgt nachgefragt, ob die Genossenschaft noch existiert, weil wir viel länger nichts mehr von uns haben hören lassen, als wir eigentlich geplant hatten. Den letzten Newsletter habt ihr im August erhalten, das ist nun auch schon vier Monate her. Und wer bis hier hin gelesen hat, ist vermutlich wirklich daran interessiert zu erfahren, was bei uns passiert.

Woran lag es also? Zunächst standen wir im Sommer immer kurz davor, endlich ein Projekt abzuschließen, und natürlich hätte ich euch gerne endlich mal Erfolg gemeldet. So zog sich der Newsletter bis in den Herbst. Parallel haben sich in meinem eigenen Leben ein paar Veränderungen ergeben, die wirklich Kraft gekostet haben. Unter anderem musste ich im Herbst die Firma abwickeln, die ich 2013 mitgegründet habe und in die viel Herzblut geflossen ist. Und wie man so sagt, der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen: Kaum nehme ich mir zwei Urlaubstage, um diesen Newsletter pünktlich zur Wintersonnenwende am 22.12. zu versenden, werde ich prompt krank und liege bis Silvester im Krankenhaus.

Es lag also nicht daran, dass sich in der Genossenschaft nichts getan hätte, sondern nur daran, dass ich nicht darüber berichtet habe. Teil der Professionalisierung in diesem Jahr sollte daher auch eine funktionierende Stellvertreterregelung sein.

In dem Sinne starten wir mit viel Energie gemeinsam ins neue Jahr!

Viele liebe Grüße,
Sebastian Land

 

Vorstand - Bereich Mitgliederbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit

15.01.2024