Weiter wachsen

Mit dem erfolgreichen ersten Projektabschluss sind wir schon mal gut ins neue Jahr gestartet. Und seitdem reiten wir auf der Welle, denn so ein erstes Projekt ist wie ein großer Brecher, der Hindernisse aus dem Weg räumt. Was wir dabei so gelernt haben, erfahrt ihr unten.

Dass alle Beteiligten über das Projekt auch ein gutes Stück zusammengewachsen sind, sieht man nicht zuletzt daran, dass wir ein neues Mitglied im Vorstand begrüßen dürfen. Und die Unterstützung ist auch dringend notwendig, weil wir dieses Jahr noch einiges vorhaben!

Und wieder werden wir euch dazu brauchen: diesmal nicht nur beim Anpacken, sondern auch durchs Zeichnen weiterer Geschäftsanteile!

Unsere erste Anlage läuft gut

Bei der Anlage auf dem Dach der WeWole konnten inzwischen die letzten technischen Schwierigkeiten gelöst werden. Pünktlich zu einer Veranstaltung der Wirtschaftsförderung, bei der sich unter dem Titel "Nachhaltige Wirtschaft" ungefähr zwanzig Unternehmer über Photovoltaik und mögliche Kooperationen informieren ließen.

Und die Anlage zeigt in den ersten Monaten eine gute Performanz, die die prognostizierte Leistung wegen des sehr günstigen Wetters leicht übertrifft. Bisher wurden über 70.000 kWh erzeugt, dem Jahresverbrauch von über 20 Familien. Mehr als ein Viertel des erzeugten Stroms konnte im Mai direkt von der WeWole günstig genutzt werden.

Das Potenzial der Anlage zeigte sich besonders schön am 13. Mai, als keine Wolke den Himmel trübte.

Was aber leider die Freude noch etwas trübt, ist die Unfähigkeit der WestNetz, unsere Anlage bis heute so anzumelden, dass der Direktvermarkter unseren Strom auch verkaufen kann. Zwar werden die eingespeisten Mengen rückwirkend erstattet, aber die Situation ist trotzdem, gelinde gesagt, frustrierend.

Lektionen

Zwar wussten wir auch schon vor dem Abschluss des Projektes, dass die Zusammenarbeit mit der Westnetz wenig Anlass zur Freude bietet, aber natürlich haben wir doch einiges mitgenommen.

Zum einen haben wir natürlich unglaublich viel Erfahrung mit den notwendigen, oder sagen wir besser vorgeschriebenen, bürokratischen Prozessen gesammelt. Man kann sich wirklich kaum vorstellen, wie umständlich und unkoordiniert das alles hierzulande geregelt ist, bevor man sich eingehend damit beschäftigt. Und natürlich muss man sich dazu gleich in mehrere Gesetze einarbeiten, deren Lesbarkeit zwar scheinbar nicht für den Leser gemacht wurde, deren vollständiges Verständnis aber scheinbar vorausgesetzt wird. Ein Informatikdiplom hätte man für solchen Spaghetti-Code jedenfalls nicht bekommen. Aber auf diesen Kampf gegen Windmühlen wollen wir hier gar nicht weiter eingehen. Wer einen Eindruck gewinnen möchte, darf mal raten, welches Amt für die Abwicklung der Stromsteuer zuständig ist. Wer wäre darauf schon gekommen?

Interessanter sind sicherlich die technischen Erfahrungen. Mit dem Verständnis, was an Technik bei so einer Anlage notwendig ist, kommen wir jetzt für weitere Anlagen viel schneller zu einem Plan und vor allem einer Kostenschätzung, die auch zuverlässig genug ist um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Inzwischen haben wir im Team das Wissen dazu auch gut verteilt, sodass es nicht an einer Person hängt. Auch bei der Umsetzung sind nun die Übergabepunkte zwischen ehrenamtlicher Arbeit und unseren Profis klar. Dadurch sind auch die eingeholten Angebote deutlich verlässlicher.

Anlagenüberwachung

Ein ganz entscheidender Aspekt ist die Überwachung unserer Anlagen. Denn daran hängt nicht nur der Ertrag, sondern auch die Abrechnung gegenüber unseren Kunden.

Dazu statten wir alle unsere Anlagen mit einem Mobilfunkrouter aus, der übers Internet die Verbindung mit einem geschützten Netzwerk aufbaut. In diesem Netzwerk werden alle Anlagen zusammengefasst. Zur Wartung kann sich unser Technikteam dann ebenfalls in das Netzwerk einwählen und auf alle Bestandteile der Anlagen zugreifen.

Innerhalb dieses Netzwerkes wird auch ein Server sitzen, der die Aufgabe hat, die Erzeugungsdaten automatisch abzurufen und so eine Historie anzulegen. Sobald wir mehrere Anlagen in der Überwachung haben, können wir dann durch Kreuzvergleiche der Erträge feststellen, welche Abweichung vom simulierten Soll auf das lokale Wetter zurückgeht und welche durch einen Ausfall an der Anlage verursacht werden. Denn das Wetter hat aufgrund der geografischen Nähe unserer Anlagen zueinander auf alle ungefähr den gleichen Effekt.

Ziel ist es, diese Infrastruktur bis Ende des Jahres aufzubauen und die automatische Überwachung in der ersten Jahreshälfte 2026. Gut, dass wir in der Genossenschaft die passenden Kompetenzen haben!

Damit der Aufwand für das Abrufen der Daten trotzdem überschaubar bleibt, setzen wir auf Standardisierung bei den Anlagenteilen. Denn wenn möglichst viele Anlagen gleich ausgestattet sind, ermöglicht uns das auch überall das gleiche Programm zu verwenden.

Der Kasten

Damit wir die Anlagen auch einfach mit der notwendigen, standardisierten IT ausstatten können, haben wir einen kleinen Schaltkasten entwickelt, in dem alle Komponenten vorkonfektioniert werden. Das spart vor allem Zeit, Mühe und Kosten auf der Baustelle, weil unsere Komponenten nicht noch in die vollen Schaltschränke für die Elektrik reingestopft werden müssen. Vielleicht erinnert ihr euch noch an das Bild aus dem letzten Newsletter? Im neuen Kasten sieht das doch alles viel übersichtlicher aus, mit definierter Übergabe für Messstrom, -spannung und Nutzstrom:

Und das ganze lässt sich gut in zwei Stunden am eigenen Gartentisch bei Kaffee und netter Gesellschaft zusammenbauen, statt auf dem Rücken liegend im Schaltschrank...

Auch da zeigt sich wieder wunderbar der genossenschaftliche Ansatz, denn unter unseren über vierhundert Mitgliedern sind doch viele Fachkompetenzen verteilt, die zusammen einiges bewegen können!

Zuwachs im Vorstand

Ganz besonders freuen wir uns über die Verstärkung im Vorstand! So einige von euch dürften Jürgen Boltsch ja schon kennen, zum Beispiel vom Arbeitskreis 4K - dem Kabelkonfektionierkaffeekränzchen auf dem Dach der WeWole. Und auch vor der Ernennung hat Jürgen ja schon viele Aufgaben übernommen. Aber jetzt ist es ganz offiziell: Der Aufsichtsrat hat ihn auf seiner letzten Sitzung zum Vorstand ernannt (und er hat auch akzeptiert).

Sonnige Aussichten

Und die Verstärkung ist auch dringend notwendig, denn wir haben einige vielversprechende Projekte vor uns:

  • Ein kleineres Projekt mit 29,7 kWp befindet sich gerade schon in der Umsetzungsphase, bei der wir uns im Wort, wie übertragenen Sinne aufs Strippenziehen beschränken und die übrige Arbeit lokalen Handwerksfirmen überlassen und daher keinen großen Arbeitseinsatz planen. Wir nutzen die kleinere Plattform und die lokalen Gegebenheiten dort auch, um gleich mehrere neue Aspekte zu testen. Zum einen nutzen wir hier das erste Mal einen Speicher, auch um zu lernen, mit den Auswirkungen des Solarspitzengesetzes umzugehen. Zum anderen versorgen wir hier mit einer Anlage mehrere Abnehmer, was leider zurzeit noch einige technische Kniffe erfordert.
  • Nach nun über zwei Jahren ist es uns endlich in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gelungen, den gesamten Ausschreibungsprozess zum Haus der Wirtschaft abwickeln, sodass wir noch in den diesem Sommer auf dem Dach eine Anlage mit 75 kWp errichten werden. Eine schwere Geburt, die uns aber erlaubt, den Strom fast vollständig vor Ort zu vertreiben. Bei dieser Anlage setzen wir wieder auf die Selbstmontage der Anlagenteile auf dem Dach. Die Prüfung und der Anschluss werden wieder von einer Fachfirma durchgeführt.
  • Bei einem Projekt mit ebenfalls 75 kWp ist bereits die Statikprüfung erfolgt. Hier befinden wir uns in wirtschaftlichen Verhandlungen. Auch hier können wir die Anlage in Eigenarbeit errichten und ein Großteil des Stroms wird lokal direkt verbraucht.
  • Für ein weiteres Dach liegt bereits eine detaillierte Planung für über 200 kWp vor, aber die Statikprüfung muss umfassender erfolgen, da einige Dachteile eventuell nicht genutzt werden können. Hier befinden wir uns in Vorverhandlungen, um die entstehenden Kosten abzusichern.

Aktuelle Neuigkeiten, mehr Details und Berichte über andere anlaufende Projekte in früheren Stadien gibt es natürlich auf der Generalversammlung.

Weitere Geschäftsanteile zeichnen

Um alle Projekte umsetzen zu können, die wir dieses Jahr sicher erwarten, benötigen wir zusätzliche Mittel. Wir können daher endlich unseren Mitgliedern die von vielen schon angefragte Möglichkeit bieten, weitere Geschäftsanteile, über die aktuelle Grenze von 10 Anteilen hinaus, zu zeichnen.

Dazu haben sich Vorstand und Aufsichtsrat auf ein Vorgehen geeinigt, dass unserem Ziel gerecht wird, möglichst viele Menschen an der Energiewende zu beteiligen:

  1. Zunächst rufen wir unsere Mitglieder auf, uns mitzuteilen, wie viel sie investieren wollen. Wir sammeln die Rückmeldungen über einen bestimmten Zeitraum.
  2. Mit dem Wissen erhöhen wir die Grenze der maximalen Geschäftsanteile so weit, dass wir genügend Finanzmittel für den geplanten Bedarf sammeln.
  3. Die Mitglieder, die Rückmeldungen gegeben haben, erhalten dann eine Mail und können so einfach mit wenigen Klicks einen Antrag auf Erhöhung ihrer Geschäftsanteile im Rahmen des Angebots stellen.
  4. Der Vorstand lässt die Erhöhung anschließend zu, was eine reine gesetzliche Formalie darstellt und woraufhin die Mitglieder eine E-Mail mit der Bestätigung und der Bitte um Überweisung zugesandt bekommen.

Obwohl der Prozess eine extra Schleife dreht, können wir durch die Digitalisierung sicherstellen, dass auf allen Seiten möglichst wenig Aufwand entsteht. Aber mehr zur Digitalisierung unserer Mitgliederverwaltung und den Neuerungen durch die Änderungen im Genossenschaftsgesetz gibt es dann auf der Generalversammlung und im nächsten Newsletter. Bis dahin sind wir alle auch noch gut beschäftigt!

Viele liebe Grüße,
Sebastian Land

Vorstand - Bereich Mitgliederbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit

 

11.06.2025